Die Beschäftigung mit dem Mäander hat ergeben, dass es im Grunde nur einen einzigen „richtigen“ Mäander gibt, der für die Konstruktion eines Labyrinthes geeignet ist. Denn es kommt auf den „richtigen Dreh“ an. Die Anzahl der Linien spielt nicht die entscheidende Rolle.
Ich habe eine Einteilung in verschiedene Typen versucht und möchte diese hier vorstellen. Man könnte zwar sagen: einfacher Mäander, zweifacher, dreifacher und so weiter. Da die Erzeugung eines Labyrinthes im Vordergrund steht, finde ich es besser, die Anzahl der Linien ins Spiel zu bringen. Das verbindende Element zwischen Mäander und Labyrinth ist ohnehin die Linien- bzw. Wegfolge. (Andreas Frei verwendet dafür den Begriff Umgangsfolge). Durch diese Folge wird die Linienführung eines Labyrinths und damit der Typ bestimmt. Die Angabe der Anzahl der Umgänge reicht zur Unterscheidung nicht aus. Es kommt auf die Bewegungsform an und die drückt sich in der Reihenfolge aus, in der die Umgänge durchschritten werden.
Der Grundtyp eines Mäanders besteht aus vier Linien. In einem Mäanderband wiederholt sich das Muster, aber in den waagrechten Linien ist das Element enthalten. Die erste und die letzte senkrechte Linie sind identisch, darum beginne ich bei der Zählung der senkrechten Linien mit „0“. Die „0“ steht auch für außen, und die letzte Ziffer (hier 4) für das Zentrum.
Aus den (in der Zeichnung waagrecht geschriebenen) Ziffern der senkrechten Linien lese ich die Linien- und Wegfolge ab. Das ergibt die Reihenfolge, in der die Linienstücke im Mäander (und dann im Labyrinth) durchlaufen werden. Ich erhalte: 0-3-2-1-4.
Mit diese Ziffernreihe verwandle ich den eckigen, geradlinigen Mäander in ein Labyrinth mit seinen verschlungenen Linien. Das hat drei Umgänge mit zwei Wendepunkten. Ich konstruiere direkt den Ariadnefaden (Weg) des Labyrinths anhand der Wegfolge, ohne ein Grundmuster für die Begrenzungslinien zu verwenden. Die ergeben sich von selbst als Begrenzung des Weges.
Wenn ich jetzt die beiden Linienenden des Mäanders jeweils um zwei Seiten erweitere, also zwei weitere Linien hinzufüge, komme ich zur nächsten Stufe und erhalte den Typ 6.
Die daraus abgeleitete Linien- und Wegfolge ist: 0-5-2-3-4-1-6. Damit kann ich ein 5-gängiges Labyrinth mit zwei Wendepunkten erzeugen.
Die nächste Erweiterung führt zum Typ 8:
Die Linien- und Wegfolge hierfür lautet: 0-7-2-5-4-3-6-1-8.
Das daraus entwickelte 7-gängige Labyrinth mit zwei Wendepunkten und größerer Mitte sieht dann so aus:
In der nachfolgenden Zeichnung sind noch einmal alle 3 Typen zusammen dargestellt. Dadurch lässt sich das „richtige Drehmoment“ des Mäanders besser erkennen.
Durch Erweiterung könnte man die Reihe der Typen fortsetzen, das wäre aber nicht mehr interessant.
Bei den aus dem Mäander erzeugten Labyrinthen fällt auf, dass der zuerst beschrittene Umgang sofort das Zentrum umkreist und dann wieder nach außen pendelt. Der Eintritt in die Mitte erfolgt dann direkt von ganz außen. Wir erhalten dadurch ein ganz anderes „Feeling“ als beim bekannteren klassischen Labyrinth, das aus dem Grundmuster erzeugt wird.
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Lieber Erwin
Sehr interessanter und anregender Beitrag zum Verhältnis Mäander – Labyrinth (auch Deine früheren Posts dazu). Betrachtet man die Sache vom Mäander her, gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Figuren, die als Mäander bezeichnet werden. Schaut man, was in Labyrinthen vorkommt, ist es im Wesentlichen der von Dir beschriebene Labyrinth-Mäander. Nur diesen Labyrinth-Mäander meine ich, wenn ich von einfachem, zweifachem, etc… vielfachem Mäander schreibe. Der einfache ist Dein Typ 4 (Labyrinth Typ Knossos), der zweifache Dein Typ 6 (Kernlabyrinth Typ Rockcliffe Marsh). Zudem kommt im Sektorenlabyrinth vom Typ Algier mit vier identischen Sektoren Dein Typ 12 (fünffacher Mäander) vor.
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