Sigmund Gossembrot / 7

Zusammenfassung

Zum Schluss möchte ich einige Erkenntnisse aus den vorangehenden Artikeln über Gossembrot zusammenfassen. Zwei Aspekte scheinen mir wichtig.

Neue Labyrinth Typen

Gossembrot hat zwei Labyrinthe mit neuen Wegverläufen, also neue Typen, geschaffen. Der fünfachsige Typ auf Fol. 51 r ist ein herausragendes Labyrinth. Das einachsige Labyrinth mit neun Umgängen (Fol. 53 r) einer der selteneren, nicht-alternierenden Labyrinth Typen. Zudem ist im Entwurf auf Fol. 53 v noch ein neuer vierachsiger Labyrinth Typ verborgen.

Gossembrot könnte auch der erste gewesen sein, der das Labyrinth vom Typ Schedel (Fol. 51 v) oder den vergrösserten Grundtyp (Fol. 54 v) gezeichnet hat. Die Handschrift mit dem Typ Schedel ist zwar etwas früher datiert als die von Gossembrot. Aber die Zeichnung in der Handschrift Schedel könnte später hinzugefügt worden sein. Die beiden frühesten Exemplare des vergrösserten Grundtyps sind ungenau ins 15. Jh. datiert. Somit könnten sie auch nach 1480 entstanden sein. Das halte ich aber für unwahrscheinlich. Beide Exemplare (Hesselager und Sibbo) sind im klassischen Stil ausgeführt – in dem Stil also, der zur „natürlichen“ Konstruktionsweise dieses Typ aus einem Seed Pattern passt.

Ansätze zu Irrgärten

Der Unterschied zwischen Labyrinth und Irrgarten hat Gossembrot stark beschäftigt. Das bezeugen die Ableitungen von Irrgärten aus dem Labyrinth vom Typ Schedel (Fol. 52 r und Fol. 52 v oben) und, nach anderer Methode, aus dem Typ Chartres (Fol. 54 r). Und auch die Tatsache, dass Gossembrot dieses komplexe Labyrinth für sein bestes Labyrinth hielt.

Ich halte auch seinen verworfenen Entwurf auf Fol. 53 v nicht für einen misslungenen Versuch zu dem fünfachsigen Labyrinth auf Fol. 51 r. Sondern mir scheint hier der Versuch misslungen, aus diesem fünfachsigen Labyrinth einen Irrgarten abzuleiten. Dafür spricht vor allem die Gestaltung der Hauptachse. Diese ist vergleichbar abgewandelt wie jene der Irrgärten (Fol. 52 r und Fol. 52 v oben), die Gossembrot aus dem Typ Schedel abgeleitet hat.

Im 15. Jh. beginnt erst die Schaffung von Irrgärten. Die erste Zeichnung eines Irrgartens stammt von Giovanni Fontana aus dem Jahr 1420 (siehe Literatur, unten: S. 202, Abb. 235). Gossembrot ist einer der ersten, die Irrgärten zeichnen. Seine Irrgärten sind aber, verglichen mit anderen auch von Fontana (Literatur, S. 203, Abb. 236), noch rudimentär und noch ganz an unikursale Labyrinthe angelehnt.

Schlussfolgerung

Gossembrot hat zweifellos seine grosse Bedeutung im Bereich der unikursalen Labyrinthe. Auch wenn ihn der Irrgarten stark fasziniert haben muss, so dass er einen Irrgarten für sein bestes Labyrinth hielt, stellen seine Zeichnungen noch zaghafte Annäherungen und Versuche zu Irrgärten dar. Hingegen hat er grossartige, eigenständige Entwürfe mit fundamentalen Neuerungen bei unikursalen Labyrinthen geschaffen.

Literatur
Kern H. Labyrinthe – Erscheinungsformen und Deutungen 5000 Jahre Gegenwart eines Urbilds. München: Prestel 1982.

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