Wie mache ich ein Labyrinth-Armband?

Schon lange hatte ich die Idee zu einem solchen Armband. Die kam mir, als ich mich mit dem Muster für das Labyrinth beschäftigt habe. Die Diagramm-Darstellung (siehe Verwandte Artikel unten) ist dafür bestens geeignet. Ich konnte mir gut vorstellen, die ringförmige Anordnung in die Länge zu ziehen und dann Anfang und Ende des Bandes wieder zueinander zu legen. Dazu musste nur der Mittelteil in die Länge gezogen werden.
Ich habe dann versucht, einige Papiermodelle zu basteln. Auch zum Verschluss habe ich mir Gedanken gemacht. Das sieht man an den unten gezeigten Vorlagen. Anfang und Ende des Ariadnefadens sollten sich quasi wieder berühren.

Insbesondere selbstduale Labyrinthe scheinen mir besonders gut dazu geeignet. Denn es ist egal, auf welcher Seite des Bandes (ob oben oder unten) man den Zugang zum Labyrinth oder den Zugang zur Mitte sieht.

Dann habe ich über die Jahre versucht anderen Labyrinth-Enthusiasten diese Ideen nahezubringen oder einen Juwelier zu finden. Aber so richtig Erfolg hatte ich nicht.

Darum gebe ich diese Idee hier praktisch frei. In der Hoffnung, jemand findet eine praktikable Umsetzung. Die Gestaltung könnte durchaus anders aussehen. Das Prinzip sollte nur sein, den Ariadnefaden selbst als formgebendes Element zu betrachten.

Das 7-gängige kretische Labyrinth
Das 7-gängige kretische Labyrinth
Ein römisches Labyrinth
Ein römisches Labyrinth
Das 11-gängige Chartres Labyrinth
Das 11-gängige Chartres Labyrinth

Ich stelle hier einige Vorlagen vor. Die richtige Länge muss man jeweils für den entsprechenden Arm ermitteln. Auch das Material spielt natürlich eine Rolle. Ebenso die Frage, wie man den Verschluss gestaltet.

Die Vorlage für ein 7-gängiges Labyrinth
Die Vorlage für ein 7-gängiges Labyrinth
Die Vorlage für ein Sektorenlabyrinth
Die Vorlage für ein Sektorenlabyrinth
Die Vorlage für ein Chartres Labyrinth
Die Vorlage für ein Chartres Labyrinth

Am schönsten wäre natürlich, wenn der Ariadnefaden sich selbst tragen könnte. Aber das hängt sehr von der Dicke des Drahtes ab. Und auch, ob alles an Ort und Stelle bleibt oder eine Stütze braucht oder eine Art Querverbindung. Vielleicht müsste man den Ariadnefaden auch auf eine Unterlage aufbringen? Oder vielleicht prägen oder stanzen?

Ein 7-gängiges Labyrinth aus Silberdraht
Ein 7-gängiges Labyrinth aus Silberdraht

Ich habe mir von einem Juwelier auch schon einmal ein Exemplar aus Silberdraht machen lassen. Aber mit dem Ergebnis bin ich überhaupt nicht zufrieden.

Aber vielleicht finden sich jetzt kreative Köpfe, die das besser umsetzen können?
Ich würde mich freuen.

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Überlegungen zum Wunderkreis, 2

Wie wir gesehen haben (in Teil 1), lassen sich also die unterschiedlichsten Varianten des Wunderkreises erzeugen. Je nachdem welcher Teil mehr oder weniger betont wird, sehen sie dann aus.
Bei der Anlage eines neuen Labyrinthes hängt das natürlich auch von der Größe des zur Verfügung stehenden Platzes ab und dem Zweck, dem das Labyrinth dienen soll.

Typ 5 a-c
Typ 5 a-c

Die Umgangsfolge, wenn wir zuerst nach links gehen: 0-3-2-1-4-a1-b2-c1-c2-b1-a2-5-0. Nach rechts ergibt sich: 0-5-a2-b1-c2-c1-b2-a1-4-1-2-3-0.
Bei den Ziffern haben wir die Reihenfolge mit ungeraden und geraden Zahlen, wie wir es von einem klassischen Labyrinth kennen.
Bei den Buchstaben, die ja die Elemente der Doppelspirale bezeichnen, lässt sich auch eine gewisse Systematik erkennen: Die Buchstaben kommen abwechselnd nacheinander. Folgen sich zwei gleiche, haben wir das Zentrum der Spirale und den grundsätzlichen Richtungswechsel erreicht. Die Zusätze „1“ bezeichnen den unteren Teil und der Zusatz „2“ den oberen Teil eines Umgangs.
Schauen wir die Umgangsfolgen genauer an, erkennen wir, dass die zweite (nach rechts) gegenläufig zur ersten ist.
Wir können also sagen, dass hier zwei verschiedene, jedoch verwandte Labyrinthe einer Gruppe in einem vereint sind. Je nachdem welchen Weg wir zuerst wählen.

Wieviel Umgänge hat eigentlich dieser Wunderkreis?
Das ist etwas schwierig zu zählen. Dazu teilen wir die Figur in drei Teile, das linke untere Viertel, die obere Hälfte und das rechte untere Viertel. Beginnen wir links unten: Da gibt es die 3 „labyrinthischen“ Umgänge und 3 der Doppelspirale. Oben habe wir 4 „labyrinthische“ Umgänge und die 3 der Doppelspirale. Rechts unten: 5 „labyrinthische“ Umgänge und die 3 der Doppelspirale. Wir haben also, je nach Blickwinkel, 6, 7 oder 8 Umgänge.
Als Typbezeichnung dient die Höchstzahl der „labyrinthischen Umgänge plus der Buchstabenfolge für die Umgänge der Doppelspirale. Beides addiert, ergibt die Anzahl der gesamten Umgänge. Im vorliegenden Beispiel „5 a-c“ also 8 insgesamt.
Im Dateinamen für die Zeichnungen habe ich versucht, das ebenfalls auszudrücken, zusätzlich versehen mit der Angabe des Eintritts und des Austritts des Labyrinths.

Verwandte Artikel

Überlegungen zum Wunderkreis, 1

Der Wunderkreis war schon oft Gegenstand in diesem Blog. Heute möchte ich einige grundsätzliche Anmerkungen dazu bringen.

Bekanntlich besteht der Wunderkreis aus labyrinthischen Windungen und einer Doppelspirale im Zentrum. Somit gibt es keine zu erreichende Mitte wie sonst im Labyrinth und zudem noch einen extra Ausgang, der aber auch zusammen mit dem Eingang in einer Verzweigung geformt sein kann.

Das macht es schwieriger das alles in einem Muster darzustellen. Auch die sonst übliche Umgangsfolge mit den abwechselnd ungeraden und geraden Ziffern funktioniert da nicht mehr richtig

Daher schlage ich vor, die spiralförmigen Umgänge mit Buchstaben zu bezeichnen. Dadurch ergibt sich auch die Möglichkeit den jeweils unterschiedlichen Typ besser zu beschreiben.

Hier der nach meiner Ansicht kleinste Wunderkreis:

Wunderkreis Typ 3 a
Wunderkreis Typ 3 a

Ein dreigängiges (normales) Labyrinth mit einer Doppelspirale. Die Umgangsfolge, nach links beginnend. wäre dann: 0-1-2-a1-a2-3-0. Wandere ich zuerst nach rechts, ergibt sich: 0-3-a2-a1-2-1-0.

Generelle Anmerkung zu „0“. Damit ist immer der Bereich außerhalb des Labyrinths gemeint. Auch wenn „0“ nicht auf den Zeichnungen erscheint.

Nun kann ich entweder die äußeren Umgänge vergrößern oder nur die Doppelspirale oder beides.

Typ 3 a-b
Typ 3 a-b

Das ist ein Umgang mehr für die Doppelspirale. Die Wegfolge nach links: 0-1-2-a1-b2-b1-a2-3-0. Nach rechts: 0-3-a2-b1-b2-a1-2-1-0.

Und jetzt:

Typ 5 a
Typ 5 a

Die Doppelspirale wie im ersten Beispiel, die äußeren Umgänge um zwei erhöht. Das erzeugt eine Wegfolge mit (nach links): 0-3-2-1-4-a1-a2-5-0. Oder nach rechts: 0-5-a2-a1-4-1-2-3-0.

Nun weiter:

Typ 5 a-b
Typ 5 a-b

Zusätzlich zum vorigen Beispiel ist auch die Doppelspirale vergrößert. Das ergibt: 0-3-2-1-4-a1-b2-b1-a2-5-0. Und: 0-5-a2-b1-b2-a1-4-1-2-3-0.

In den Umgangsfolgen erkenne ich die Gesetzmäßigkeiten wie sie auch in den schon bekannten klassischen entsprechenden Labyrinthen vorkommen. Und wenn ich die Doppelspirale weglasse, lande ich auch bei diesen Labyrinthen.

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Unechte Einfachbarriere

Wie bei den Doppelbarrieren können wir auch bei den Einfachbarrieren echte und unechte unterscheiden (siehe: verwandte Beiträge, unten). Ich zeige das hier zuerst am Beispiel von zwei nicht-labyrinthischen Figuren und beginne mit der Figur „Luan“ (Abb. 1).

Abbildung 1. Figur
Abbildung 1. Figur „Luan“

Quelle: Kern, Abb. 599, S. 418.

Dies ist eine rezente Sandzeichnung der steinzeitlichen Kultur auf der melanesichen Insel Malekula (Neue Hebriden). Kern schreibt, dass diese Figur kein Labyrinth sei und nicht einmal die Möglichkeit bestehe, sie als missverstandene Labyrinthfigur zu verstehen (Kern, S. 417). Sie besteht aus einer ununterbrochenen Linie ohne Eingang oder Zentrum. Sie hat aber 4 Achsen und 5 Umgänge. 

In Abb. 2, Figur links, zeige ich eine vereinfachte Version mit nur 3 Umgängen. Daraus ersieht man das Prinzip deutlicher. Diese Figur kann klar als in sich geschlossener Ariadnefaden gelesen werden. Deshalb habe ich sie rot gezeichnet. Dazu kann man natürlich auch die Darstellung mit den Begrenzungsmauern ergänzen (rechte Figur, blau). Man sieht, die Figur hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Labyrinth. Die Achsen werden gebildet durch die Wenden des Weges, wie sie typisch im Labyrinth von Chartres und in vielen anderen Labyrinthtypen vorkommen. 

Abbildung 2. Figur „Luan“, auf 3 Umgänge reduziert

In Abbildung 3 habe ich die Figur aus Abb. 2 umgezeichnet und auf 2 Achsen reduziert. Links (rot) zeigt die Ariadnefadendarstellung, rechts (blau) die Darstellung mit den Begrenzungsmauern. Noch ist der Ariadnefaden eine in sich geschlossenen Linie ohne Eingang oder Zentrum. Hier sieht man nun die besondere Wegführung an der Nebenachse. Die beiden einfachen Wendestellen sind um einen Umgang verschoben. Dazwischen ist ein axiales Wegstück eingeschoben, auf dem der Weg vom ersten auf den dritten Umgang wechselt, ohne die Richtung zu ändern. Ganz analog wie bei den Doppelbarrieren können wir diese Wegführungen als Einfachbarrieren bezeichnen. Die Wegführung in Abb. 2 ist eine echte, die in Abb. 3 eine unechte Einfachbarriere. 

Abbildung 3. Umzeichnung auf 2 Achsen und unechte Einfachbarrieren
Abbildung 3. Umzeichnung auf 2 Achsen und unechte Einfachbarrieren

Diese Figur kann leicht in ein Labyrinth mit 2 Achsen und 3 Umgängen überführt werden, wie in Abb. 4 gezeigt. Links (rot) ist das Labyrinth in der Ariadnefadendarstellung, rechts (blau) in der mit den Begrenzungsmauern dargestellt. 

Abbildung 4. Labyrinth mit 2 Achsen und 3 Umgängen
Abbildung 4. Labyrinth mit 2 Achsen und 3 Umgängen

Soweit mir bekannt, kommt die unechte Einfachbarriere in zwei historischen Labyrinthen vor (Abb. 5). Das linke Bild zeigt das Fussbodenlabyrinth der Kathedrale von Ely mit 5 Achsen und 5 Umgängen. Die unechte Einfachbarriere liegt an der zweiten Achse, wo der Weg vom vierten auf den zweiten Umgang wechselt. Das rechte Bild zeigt den dritten von 8 Labyrinth Entwürfen des Geistlichen Dom Nicolas Rély. Dieses Labyrinth,von mir Rély 3 genannt, hat 9 Achsen und 5 Umgänge. Die Achsen werden gebildet aus echten (Achsen 1, 2, 4, 6, 8) und unechten (Achsen 3, 5, 7) Einfachbarrieren.

Abbildung 5. Historische Labyrinthe mit unechten Einfachbarrieren
Abbildung 5. Historische Labyrinthe mit unechten Einfachbarrieren

Quelle: Ely – Saward, S. 115; Rély – Kern, Abb. 452, S. 353.

Literatur:

  • Kern H. Labyrinthe: Erscheinungsformen u. Deutungen; 5000 Jahre Gegenwart e. Urbilds. München: Prestel 1982.
  • Saward J. Labyrinths & Mazes: The Definitive Guide to Ancient & Modern Traditions. London: Gaia 2003.

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