Vor wenigen Monaten (im Juni 2021) besuchte Daniel C. Browning, Jr. (alias Ancient Dan) das Dritvík Labyrinth auf der Halbinsel Snæfellsnes in Island (siehe den ersten Weiterführenden Link unten)
Ich empfehle Ihnen wärmstens, diesen Artikel und den dazugehörigen ersten Teil zu lesen.
Das gab mir neue Einblicke in dieses ganz besondere Labyrinth. Daniel hat mir freundlicherweise erlaubt, einige seiner Fotos und Grafiken hier zu zeigen, wofür ich sehr dankbar bin.
Zuerst zeige ich Brynjúlf Jónssons Plan des Dritvík Labyrinths aus dem Jahr 1900, der (für mich) klarer ist als der, den ich von Richard Myers Shelton in seinem Gastbeitrag vom Januar 2021 erhalten habe.
Jónsson nennt es Völundarhús (Wielandshaus). Hermann Kern nennt die isländischen Labyrinthe auch Wielandshäuser. Bereits im 14. und 15. Jahrhundert gibt es Isländische Pergamenthandschriften mit der Darstellung von Wielandshäusern. Sie sind jedoch eine Mischform von Trojaburgen und mittelalterlichen Labyrinthen, die ganz anders aussehen als das Dritvík Wielandshaus. Die übrigen nordischen Steinsetzungen werden oft auch als Trojaburgen, Babylone, Jatulintarha, Jericho, Jerusalem u.ä. bezeichnet. Diese Namen sagen aber schon oft auch etwas über deren Bedeutung aus.
Wie sieht das Labyrinth heute aus? Das zeigt ein beeindruckendes Luftbild von Daniel von Juni 2021:
Dabei sieht man die Unterschiede zu Jónssons Zeichnung sehr deutlich. Vor allem im unteren rechten Teil gibt es erhebliche Abweichungen, aus den zwei Schleifen wurden eine.

Jeff Saward erkundete 1997 das Dritvík Labyrinth (Caerdroia 29 von 1998) und zeigt ein Foto davon in seinem Buch „Das große Buch der Labyrinthe und Irrgärten“ und im Worldwide Labyrinth Locator (siehe den dritten Weiterführenden Link unten). Schon da zeigt es dieselbe Linienführung wie auch noch 2021. Auffällig ist auch ein größerer Steinhaufen in der Mitte. Dasa erinnert ein bisschen an die russischen Babylons.
Er nennt es Wielandshaus-Steinlabyrinth und klassifiziert es als klassisch-baltischen Typ mit Spirale in der Mitte.
Um die Bedeutung des Dritvík Labyrinths zu verstehen, ist es sehr hilfreich, den kulturhistorischen Hintergrund zu beleuchten. Und das hat Daniel sehr ausführlich im ersten Teil seines Beitrags getan. Wiederum empfehle ich wärmstens dessen Lektüre.
Da heißt es an einer Stelle: Bárðr verschwand unter dem Gletscher und wurde zum Schutzgeist der Halbinsel Snaefellsnes. So könnte man das Labyrinth auch als das Tor zur Unterwelt und als ein Denkmal oder eine Erinnerung an Bárðr ansehen. Auf jeden Fall als einen Ort mit magischer Bedeutung. Vielleicht könnte man es statt Wielandshaus sogar Bárðrshaus nennen?
Die besondere Linienführung durch die Steinsetzungen ist bestens dazu geeignet. Denn sie allein stellen eine ununterbrochene Linie dar, wie wir es von einem Labyrinth erwarten. Der wird zwar in einem „nomalen“ Labyrinth durch den eigentlich unsichtbaren Teil des Labyrinths, den Weg (oder auch Ariadnefaden), abgebildet. Aber hier durch die Steine. Und als Besonderheit kommt noch hinzu, dass diese Linienführung in der Mitte beginnt und endet, nicht wie sonst außen. Dadurch ist dieses Labyrinth auch nicht so begehbar wie wir es sonst gewohnt sind. Es könnte mit seinen Sackgassen höchstens als Falle dienen.
Sogar die in meinen Augen missglückte Restaurierung von 2000 ändert an diesem Befund nichts. Es gibt zwar nun einen Zugang mit einer Verzweigung wie bei einem Wunderkreis, auch eine Doppelspirale in der Mitte. Aber man kommt nicht mehr zurück zum Eingang. Man landet entweder rechts oder links in einer Sackgasse.
Die Steinsetzung allein bildet wieder eine ununterbrochene Linie, die in der Mitte beginnt und endet.
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