Im letzten Beitrag (s. Verwandte Beiträge unten) habe ich schon auf den speziellen Grundriss dieses römischen Mosaik-Labyrinths hingewiesen.
Inzwischen habe ich es mir noch genauer angeschaut und sechs Besonderheiten gefunden.
- Hier gibt es keine Diagonale (vgl. die 3 feinen gestrichelten Linien von der Mitte zu den anderen drei Ecken). An den Diagonalen macht der Weg jeweils eine Biegung um 90° Grad. Alle Umgänge machen also nur 3 Mal eine 1/4 Kreisdrehung.
- Damit zusammen hängt, dass die Wendestellen, die normalerweise jenseits (an der dem Eingang gegenüberliegenden Seite) der Achse liegen, horizontal und nicht vertikal ausgerichtet sind.
- Darüber hinaus liegen sie nicht in einer Linie, wie das normalerweise der Fall ist und auch für die diesseitigen Wendestellen zutrifft.
- Die inneren 3 Umgänge (Umgang 5 – 7) liegen ganz diesseits der Achse, also in den Quadranten 1 und 2.
- Deshalb werden auch Quadranten 3 und 4 ausschliesslich von den vier äusseren Umgängen (1 – 4) belegt.
- Und, als wäre das noch nicht genug, macht nun das Zentrum wieder eine Ausnahme. Anstatt entlang der Achse gerade ins Zentrum zu führen, biegt der Weg vor dem Zentrum noch ein einziges Mal um 1/4 Drehung ab. Er erreicht das Zentrum somit wieder parallel zum Eingang ins Labyrinth. Zunächst dachte ich, der Zeichner wollte damit vielleicht über die wahre 3/4-Natur des Labyrinths hinwegtäuschen. Bei genauerer Betrachtung zeigt es sich jedoch, dass diese letzte Wendestelle ein unvermeidliches Ergebnis der gewählten Wegführung ist.
Ich bin immer wieder erstaunt darüber, was für interessante Entdeckungen man an historischen Labyrinthe machen kann.
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Lieber Andreas,
vielen Dank für diesen tiefgründigen Blick hinter die Linien des vermeintlich so wohlbekannten 7-gängigen Labyrinthtyps. Wir schätzen unser kulturelles Erbe viel zu wenig. Und es gibt noch vieles zu entdecken, obwohl schon viele darüber geschrieben haben.
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Lieber Erwin
In der Tat gibt es etliche historische Labyrinthe, die einer näheren Betrachtung Wert sind. Danke für deinen Kommentar.
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