Labyrinthe in den Gurudwaras von Nanded (Indien)

Die Fotos und die meisten Informationen zu diesem Artikel habe ich von Jagpreet Singh aus Mumbai in Indien erhalten. Ich möchte mich ganz herzlich bei ihm bedanken.

Jagpreet Singh berichtet:

Ich habe fast 10 – 12 historische Gurudwaras in und um Nanded besucht. Die meisten großen Gurudwaras in Indien haben geometrische Muster in den Parikramas, wie der Goldene Tempel in Amritsar. Ich war fasziniert, als ich nicht weniger als 7 Labyrinthe auf den Parikramas (Umschreitungen) in verschiedenem Gurudwaras entdeckt habe.

Die Gemeinsamkeiten bei vielen von diesen war, dass sie linker Hand des Eingangs der Tempel lagen. Jedoch hatten sie alle ein unterschiedliches Design und verschieden große Zentren. Während einige Labyrinthe etwa 6 Fuß mal 6 Fuß groß waren, gab es eines, das etwa 20 Fuß mal 20 Fuß hatte – da kann eine Person wirklich das Labyrinth begehen. Es gab auch eines das etwa 4 Fuß mal 4 Fuß hatte.

Was das Material angeht, aus dem sie gemacht wurden: Alle sind aus Marmor in verschiedenen Farben gemacht worden.

Wenn auch die Gurudwaras etwa 300 Jahre alt sind, wurden sie alle in den Jahren 2007-2008 renoviert, (gerade zum 300-jährigen Jubiläum des 10. Gurus der Sikhs – Guru Gobind Singh). Daher bin ich nicht sicher, ob die Labyrinthe neu angelegt wurden oder schon immer dort waren.

Klicken Sie in irgendein Bild um das Karussell zu öffnen. Hierher zurück geht es mit der „Esc“-Taste.

Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung und © Jagpreet Singh.


Auf den Fotos konnte ich fünf verschiedene Labyrinthe identifizieren. Vier folgen dem unten dargestellten Schema, nur eines weicht davon ab.
Sie sind quadratisch, der Eingang liegt auf  dem ersten Umgang, der im Uhrzeigersinn einmal um die ganze Figur führt. In den vier Ecken sind runde oder eckige Ausbuchtungen angebracht. Vom letzten Umgang geht es dann jeweils in die Mitte, die etwas größer ist und meistens noch mit geometrischen Mustern ausgeschmückt ist.
Die Wegfolge lautet: 0-1-4-3-2-5-6-7. Man erkennt darin die Verwandtschaft mit dem dreigängigen Knossos-Labyrinth.

Das 6-gängige Labyrinth mit Grundmuster

Das 6-gängige Labyrinth mit Grundmuster

Die Konstrukteure der Labyrinthe sind (noch) unbekannt, ebenso ihr Verwendungszweck. Sind es reine Ornamente oder doch für Rituale gedacht oder geeignet? Sind sie von der westlichen Kultur beeinflusst oder indischen Ursprungs?

Vielleicht weiß jemand mehr über diese Labyrinthe?
In der nächsten Caerdroia hat Jeff Saward eine Veröffentlichung über diese und weitere Labyrinthe in Indien vorgesehen. Vielleicht erfahren wir dann mehr?

Weiterführende Links

4 Gedanken zu „Labyrinthe in den Gurudwaras von Nanded (Indien)

  1. Mit dem Thema Labyrinth habe ich mich noch gar nicht beschäftigt, diese Formen, so alt sie auch sind, haben etwas Faszinierendes zu bieten. Wer hat sich diese Systeme ausgedacht und für welchen Zweck? Wenn man bedenkt, wann die Muster entstanden und mit welchen Werkzeugen sie in den Marmor geschnitten oder gemeißelt wurden, das ist schon beeindruckend. Die weiterführenden Links schau ich mir gleich noch an, da scheint es ja Parallelen zu geben zu anderen geheimnisvollen Bauwerken auf der Welt. Auf jeden Fall ist mir das einmal eine Reise wert, da gibt es noch richtig etwas zu entdecken und man bewegt sich auf den Spuren alter Kulturen.
    Was geschieht dort mit den Entdeckungen? Sind sie auch geschützt oder werden bewacht? Diese Zeugen der Menschheitsentwicklung sind ja sicher einiges wert, einmal abgesehen von der archäologischen Wertung. Sie sind bestimmt bald ein Publikumsmagnet und ziehen viele Touristen an. Damit kann das Land wieder neue Höhepunkte für die geschichtlich Interessierten geben. Ich freue mich schon auf weitere Hinweise und Erkenntnisse zu den gefundenen Schätzen. Das ist spannend und man kann sich die alten Kulturen gar nicht vorstellen, die so großartige Bauwerke schufen. Wir haben kaum ein Bild von den Strukturen von damals, vom Leben der Menschen.

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  2. Sehr schön: Zwei mir bisher unbekannte Labyrinth-Typen mit 6 Umgängen.

    Labyrinthe 1 – 4 sind vom gleichen Typ. Alternierend. Besteht aus einem Labyrinth vom Typ Knossos, an das aussen ein Umgang, innen zwei zusätzliche triviale Umgänge angefügt sind.

    Labyrinth 5 ist nicht alternierend, d.h. der Weg quert die Achse beim Wechsel vom 4. auf den 5. Umgang. Dieses Labyrinth entspricht dem Typ Knossos, an den innen zuerst ein zusätzlicher Umgang mit, dann einer ohne und dann wieder einer mit Richtungswechsel angefügt sind. Zudem hat es einen besonderen Grundriss. Die Wendestellen der äusseren 3 Umgänge sind um einen rechten Winkel nach innen gebeugt. Sie verlaufen deshalb nicht parallel zur Achse, sondern parallel zum Querbalken. Ausserdem ist der 6. Umgang nicht vollständig. Deshalb biegt der Weg nicht von unten, von der Achse her, sondern von oben ins Zentrum.

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    • Danke, Andreas für die umfassende Analyse. Vor allem für Labyrinth 5.
      Ich frage mich allerdings, wie der „Konstrukteur“ dieses Labyrinths zu diesem Grundriss gekommen ist. Denn er wird kaum so scharfsinnig wie Du, die Regeln oder Gesetze für ein Labyrinth angewandt haben. Da steckt wohl mehr die Methode „Versuch und Irrtum“ dahinter oder der Wunsch, etwas bestimmtes zu wollen. Hier wahrscheinlich der Wunsch, das Ganze erst einmal zu „umkreisen“. Und das zuerst im Uhrzeigersinn.

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